Einer unserer nahen Verwandten hat sich 1.500 € als Kleinkredit geliehen und in den Aufbau einer Panaderia investiert, als echtes „Start up“-Unternehmen. Er war immer schon fleissig, tatkräftig und stolz, jetzt funktioniert sein Negocio recht gut. Gutes Brot verkauft er an seine Stammkunden, Restaurants etc.. Für kubanische Verhältnisse hat er ein vernünftiges Einkommen und einen akzeptablen Lebensstandard, auch natürlich weil er anstrengungsbereit ist.
Letzteres ist nämlich schon ein Manko der kubanischen Kultur, die fehlende Anstrengungsbereitschaft. Andererseits bietet dieses Umfeld auch Chancen. Wer bereit ist, gute Arbeit zu leisten, hat einen Wettbewerbsvorteil, auch in Cuba gilt diese Grundregel. In unserer recht großen Verwandtschaft und im Bekanntenkreis sehe ich eigentlich eine Dreiklassengesellschaft. 1.) Die Fleißigen/Gesunden haben das Nötige und einen einigermaßen akzeptablen Lebensstandard und jammern nicht, 2.) andere sehen sich als Opfer der Tatsache, dass nada calla del cielo und jammern und hoffen auf Remesas, bleiben aber selber den ganzen Tag auf dem Sofa vorm Fernseher sitzen, und dann gibt es 3.) die bedauernswerten Alten/Kranken/Schwachen, die größtenteils von Familienangehörigen im Alltag unterstützt werden und teilweise - zumindest al campo - immer noch ihren eigenen Salat, Gemüse, Hühner etc. haben und sich davon ernähren.
Ursprünglich vor einigen Jahren hatte ich auch mal mit dem Gedanken gespielt, als Rentner in Cuba zu leben. Dann aber auch tendenziell a la Cubano, ohne Auto, ohne Statussymbole, eher minimalistisch.
Wir sollten uns nicht wie die reichen Sugardaddys in Cuba aufführen, sondern bestenfalls Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Salu2 CarpeDiem (der allerdings selbst einst mit seiner Pro Bono-Öko-Schweinezucht gescheitert ist, das lag damals an den begründeten Zika-Maßnahmen und dem mangelnden Verständnis für Tierwohl statt max. Masterfolg in der Schweinehaltung …).
BTT: als Cubi kann man sich m.E. mit 100-120 € p.M. vernünftig ernähren, zumindest al campo. Ist halt anstrengender als bei uns in Dtl. einfach zum Discounter um die Ecke zu gehen. Aber genügend Zeit und Muße hat man ja dafür auch auf der Insel … .