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Meine erste Kubareise 2024

So geht es mir auch immer, wenn ich in die Augen der Kinder blicke. Da kann man einfach nicht nein sagen.
 
Die Taschen voller Geldscheine kann ich mir jetzt ein richtiges Brötchen leisten. Ich entscheide mich für eines mit Tomatenbelag für 20 Peso. :) Die kleine Kneipe oberhalb des Curvita hat wieder auf und es gibt Faß vom Bier. Theoretisch zumindest. Denn gerade ist es aus. Aber ein Mann signalisiert, dass gleich ein neues Faß geliefert werde. Andere waren vorausblickender und haben eine Geschäftsidee entwickelt. Eine Frau bietet mir eine 1,5-Liter-Flasche voller Bier an, für 350 statt 250 MN. Ich würdige den Geschäftssinn und kaufe eine. Was ich nicht beachtet habe, die Flasche ist nicht für die Mitnahme gedacht, sondern zum hiesigen Verbrauch. Anderthalb Liter sind aber ein bißchen viel und so lade ich den Mann ein, sich seinen Becher zu füllen. Der rückt heran, lässt sich aber nichts spendieren, sondern drückt mir 150 MN in die Hand. So finde ich neue Freunde, auch wenn ich aufpassen muss, dass wir gerecht trinken, denn mein mitgeführter Becher fasst mehr als der des Mannes.
 
Angel, inzwischen 76 Jahre alt, gesellt sich dazu. Der Angola-Veteran (vier Jahre) hat einen untrüglichen Instinkt für Menschen mit Spendierhosen. Er schnorrt sich einen Becher, dann eine Zigarette und schon ist er bereit für unsere Bierflasche, die sich schnell leert. Aber inzwischen ist das neue Faß, dafür aber eine Schlange gewachsen: die umliegenden Anwohner mit Beuteln voller leerer Flaschen. Jetzt darf Angel sein Können beweisen, der steht im Nu an der Spitze der Schlange und bringt uns mit strahlenden Augen - seht wir nützlich ich bin - unsere leere Flasche gefüllt zurück.
In der Kneipe viel Stammpublikum aus den Zeiten vor Corona . Auch die Hafennutten sitzen fast alle da, nur irgendwie abgewrackter. Wir werden eben alle nicht jünger.
 
Nach der dritten Flasche wird es höchste Zeit zu flüchten. Der vom Bier überfüllte Magen verlangt Stabilität. Aufwärts türme ich zum Cespedes-Park und hinter die Kathedrale. Meine Stammpizza hat auf und ich bestelle eine große Pizza für 750 MN und dazu einen Mojito für 150 MN. Mit Blick auf den diensthabenden Barkeeper lasse ich der die Bestellung aufnehmenden Dame diesem ausrichten "con Ron". Der kommt dann tatsächlich nach meinem ersten Nippen angestiefelt, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Ist es, diesmal ja.
Es ist meine Grunderfahrung, andere mögen das anders sehen, vieler Kubareisen: ein gewisses alkoholisches Grundrauschen macht alles einfacher.
 
Die Bierpreise im Einzelhandel :) beginnen ab 175 MN pro Büchse und selbstbewusste Kubanerinnen trinken natürlich die teuersten Sorten und das sind die kubanischen, also Cristal und Bucanero (220-240 MN). Ansonsten kann man sich auf Kuba durch das weltweite Angebot trinken. Es gibt spanisches, tschechisches, holländisches und sogar chinesisches Bier bzw. das Gebräu, was laut Aufschrift Bier sein soll. Mein Hausbewacher winkt ohnehin ab, Rum sei besser und vor allem ökonomischer.
In meiner Casa komme ich mir wie ein Fremdling vor. Den Saal hat die Lebensabschnittsgefährtin des Hausbewachers mit Sofa und Sesseln zugestellt, der folgende Raum gleicht einem Sandhaufen, im ersten Bad stapeln sich Betonsäcke und in den folgenden Räumen liegt Bauschutt. Seit dem Besuch von RobinsMama hat die Arbeitsbrigade aus II. Frente ein Wochenende Mauern hochgezogen und verputzt. Dummerweise wollte mir der Hausbewacher eine Freude machen und hat mein Zimmer gestrichen. Das ist nett gedacht, aber die Farbe hat dünstet einen Geruch nach Erbrochenem aus, was ich insbesondere morgens in den folgenden Tagen irritieren sollte, weil man ja immer das Schlechteste von sich selbst annimmt.
 
Die Natur meint es aktuell gut mit dem Osten Kubas. Die Stände sind voll mit Süßkartoffeln, Tomaten, Bohnen, Zwiebeln, Mangos, Guayabanos, Guave. Und Zucker ist in der Casa vorhanden, sogar der Mixer funktioniert... Noch besser ist aber der neue Nachbar gegenüber. Der hat in seinem Hinterhof Minze angebaut. Jetzt misch ich mir den Mojito selbst. Prost.
 
Und das sind die ausgeschriebenen Preise: Papa 150, Tomate 60, Arroz 220, Calabaza 50, Cebolla Blanca 20 bzw. 50.
Im Internet wirbt ein Restaurante Dona Carmen mit Hauslieferungen. Auf den Fotos sieht das Essen sehr lecker aus, die Preise scheinen zu stimmen. Ich weiß aber nicht, wie es mit der Quantität aussieht. Vielleicht sind es nur Häppchen. Hat es jemand schon ausprobiert?
 
Ostern auf Kuba bedeutet natürlich Besuch der Kathedrale. Die war gut besucht, aber kein Vergleich zur weihnachtlichen Mitternachtsmesse. Ich setzte mich brav auf eine Holzbank und lauschte dem, was der Kardinal so von sich gab - ohne es zu verstehen. Der hatte sich auf einen Stuhl in Augenhöhe seines Publikums gesetzt und wenn er während der Ausführungen seine Arme hob, sah es ob seines weißen Gewandes so aus, als wollte er gleich in den Himmel fliegen. Später war er nicht mehr zu hören, da auf den Cespedes das Stadtorchester die Nationalhymne spielte und anschließend das übliche Platzkonzert begann. Zum Abschluss der kirchlichen Zeremonie kam der Kardinal dann mit seinem Anhang auf die Terrasse und grüßte (segnete) mit seinem Hirtenstab und einem gütigen Lächeln die Menschen im Park, wo ich inzwischen auch saß.
 
Ich treffe B. aus der Enramada. "Ich bin ein neues Menschen geworden", erzählt er und deutet auf einen gewaltigen schwarzen Wälzer, den er vor der Brust hält. Er sei jetzt ein Sohn des Herren. Nichts mehr mit Männern, nichts mehr mit Alkohol. Die Schwulenbewegung der Stadt hat damit einen ihrer bekanntesten Aktivisten verloren. Stolz zeigt er ein beinahe vollgeschriebenes Oktavheft. Er müsse noch viel lernen.
Dann kommt er ungefragt auf ein Thema zu sprechen, was mich viel mehr interessiert: Die Proteste an der Carretera del Morro. Die seien unmittelbar vor seinem Haus ausgebrochen und er habe alles mitverfolgen können, erzählt er. Nur Frauen hätten protestiert, aber die seien völlig außer sich gewesen. Polizei sei nicht eingeschritten.
 
Die Proteste an der Carretera del Morro. Die seien unmittelbar vor seinem Haus ausgebrochen und er habe alles mitverfolgen können, erzählt er. Nur Frauen hätten protestiert, aber die seien völlig außer sich gewesen. Polizei sei nicht eingeschritten.
Ich war auch zu der Zeit in Santiago. Mein Schwiegervater hat mir ein Video gezeigt, wo viele Leute (mehrheitlich Männer) Steine auf Fahrzeuge geworfen haben. Militär oder Polizei war nicht zu sehen.
 
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