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Meine erste Kubareise 2024

Nun ja. Die Frauen werden immer ausgelassener und ich schaue dem Treiben von meiner Liege mit wachsender Skepsis zu. Ob es dem Bademeister gelingt, die Gesellschaft am später Nachmittag aus des Becken zu komplementieren? Aber wenigstens ist meine Eisversorgung gesichert. Und auch die Rumflasche bekommt Nachwuchs.
17 Uhr sollte der Poolbereich schließen, 18 Uhr hat der Bademeister dann tatsächlich unsere und die Miami-Gruppe zum Gehen bewegen können. Draußen wartet bereits der Kutscher mit seinem Gespann. Die anderen werden per Touri-Wagen immer zu fünft weggebracht. Es wird spannend: Wer ist besser organisiert: eine Kutsche für die gesamte Truppe oder ein mehrfach fahrendes Auto? Leidtragender des späten Aufbruchs bin ich. R. bringt mich zwar mit dem Motorrad zur Busstation, aber dort herrscht bereits tiefer Feierabend. Außer mir blödem Yuma will um diese Zeit keiner aus der Provinz in die Heldenstadt, wo doch abends der Bär steppt. Ich geben mich geschlagen und stoße wieder zu meinen Leuten, die inzwischen eine Pizzeria im Stadtzentrum belagern und weiterhin Bier trinken, mangels Cristal Bucanero. Dann verabschiedet sich die Jugend in Richtung Disko und alle anderen treten den Rückweg ins Dorf an. Der wird mühsam, denn irgendwer hat angezweifelt, dass der Kutscher tatsächlich eine junge, noch dazu hübsche Geliebte in einem der Neubaublöcke am Stadtrand hat. Jetzt will er es uns beweisen und sie vorführen.
 
Der Kutscher steigt mitten im Neubaugebiet vom Bock und verlustiert sich. Die Frauen hinten auf der Kutsche johlen. Dann wird ein Teeny losgeschickt, um die Freundin zu begutachten. Die kommt wieder und hebt den Daumen. Sie sei wirklich hübsch. Denn werden drüben die Vorhänge zugezogen...
Eine Viertelstunde später verstummt das Gejohle allmählich, der Alkohol erweist sich als endlich und die Lichter in den umliegenden Fenstern gehen wieder aus, die neugierigen Nachbar haben genug gesehen und der Reisegesellschaft wird langweilig. Diesmal werden erwachsene Personen geschickt, den Kutscher an seine Pflicht uns gegenüber zu erinnern.
Endlich erscheint er grinsend und es geht weiter. Hü und hott auf der dunklen Landstraße gen Dorf. Freundlich winken wir am Polizeikontrollposten, der ungeniert zurückgähnt, ehe er die Hand hebt.
 
Der Kutscher stoppt schon wieder, diesmal vor dem eigenen Haus. Er will seiner Ehefrau kurz mitteilten, dass er bald nach Hause kommt. Mir reicht es endgültig und ich klettere von der Kutsche und trete den Fußmarsch zum Haus an. Zum Glück haben Handy ja eine Lampe, sonst würde ich mit in der vollkommenen Dunkelheit die Knochen brechen. So aber tauchen ab und an Menschen wie Gespenster an, die erstaunt den nachts durch die Gegend marschierenden Yuma mustern. Kurz bevor ich die Steigung zur Casa erklimme, höre ich irgendwo im Dunkeln das Gejohle der Kutscheninsassen und die Rufe des Kutschers, mit denen er sein Pferd antreibt. Als die Gesellschaft eintrifft, sitze ich bereits im Schaukelstuhl.
Die Party wird fortgesetzt mit lautstarker Musik und den Biervorräten im Kühlschrank. Die Kinder gehen freiwillig schlafen. Die Mücken feiern ebenfalls Party und sind im Blutrausch, ehe sie von Räucherstäbchen verscheucht werden.
 
Musik und Gekreische zieht weitere Leute an. Immerhin, als ich am nächsten Morgen sechs Uhr auf der Terrasse erscheine, ist alles weggeräumt. Jetzt muss ich nur noch den Motorradfahrer aus dem Bett schütteln, damit er mich zur Busstation fahren kann. Auch das gelingt mir.
Auf der Landstraße kommt uns ein Camion entgegen und wird auf mein Bitten gestoppt. Ab geht es nach Santiago.
 
Ich stehe auf der zweiten Stufe und hinter mir schmiegt sich der Geldeintreiber. Wie bescheuert bin ich, mich in einen übervollen Camion zu drängeln. Andererseits, wer weiß, ob und wann es eine andere Fahrgelegenheit gegeben hätte? Ich nutze das scharfe Bremsen und wieder anfahren des Fahrers, um eine Lücke zu erspähen und die Plattform zu erreichen. Ein paar Haltepunkte später habe ich es bis zur Rückwand des Lastwagens geschafft. Misstrauisch mustere ich diese, aber sie scheint gut verschweißt. Ich lehne mich an. Mustere die Fahrgäste. Wenn ich einem 500 MN in die Hand drücken würde, würde der dann seinen Platz räumen? Draußen zieht dörfliches Leben vorbei, satte Felder, Ochsengespanne. Ich hopse mit dem Lkw über die Piste.
 
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