Ich stell in Kuba immer wieder fest, dass es jede Menge "Rassismen" gibt, oder unterschwelligen, nicht so offensichtlichen Rassismus, vor allem in der Sprache:
z.B. spricht man bei krausem Haar von "pelo malo" - schlechtem Haar, oder "pasa" "pasudo". "bembón", "negro bembón" - "dicke Lippe"... "dicklippiger Schwarzer"...
ein dunkelhäutiger Kubaner, der mit einer helleren Person zusammen ist "adelanta la raza" also, "verbessert die Rasse" sozusagen. Wer von einem Dunkelhäutigen spricht, streicht sich mit den Fingern über die Hand... Bei meinen Kindern scheint in der kubanischen Familie auch das wichtigste zu sein, dass sie kein "schlechtes Haar" haben...
Mir fällt immer wieder auf, dass es oft mehr von den Dunkelhäutigen, mulatos selbst thematisiert wird.
als ich mit meiner liebsten sehr dunklen cubana-Freundin bei ihrer Tante zum Geburtstag war, und sie dann erzählte, dass ich mit einem Kubaner zusammen sei, da wurde ich gefragt, wie er denn sei. Also hab ich losgelegt, was mir halt so an meinem Mann auffiel, "er ist ehrlich, geschichtsversessen, lustig..." etc. und die Familie winkte gleich ab "nein, was für ne Hautfarbe hat er?!" in dem sie auf ihren Arm zeigten. ich hab nur gesagt "was spielt das denn für eine Rolle?"... aber das war das einzige, was sie wissen wollten...
Dieselbe liebste cubana-Freundin hat übrigens mit ihrem deutschen Mann ein sehr helles Kind bekommen (er ist ihr aber sonst wie aus dem Gesicht geschnitten). Da heißt es dann "tienes el vientre limpio" - "du hast einen reinen Bauch"... (in Deutschland wird sie oft behandelt, als sei sie die Nanny des Kindes)
Einer meiner liebsten Busfahrer, ein junger schwarzer Kubaner, hat meistens weiße Freundinnen (die er auch ständig wechselt). Da wird dann kommentiert: die sind doch nur mit ihm zusammen, weil er gut verdient...
mir fällt auch bei mulatos, mestizos auf, dass viele, obwohl sie meinetwegen genauso viele europäische wie afrikanische Vorfahren haben, sich trotzdem als Schwarze sehen...
eine weiße Kollegin hat mir auch erzählt, dass sie in der Schule oder während des Studiums immer auch dunkelhäutige Freunde im Freundeskreis hatte, aber dass der Vater ganz entgeistert war, als sie mit einem Dunkelhäutigen zusammen war... das ging dann irgendwie nicht... Sie ist, weil sie so europäisch aussieht, auch noch nie von der Polizei kontrolliert worden...
Meine Schwiegermutter hatte einen spanischstämmigen Vater und eine afrikanischstämmige Mutter. der Vater hatte, wie es in Kuba ja häufig vorkommt, aber noch eine weiße Frau und weitere Kinder... Meine Schwiegermutter war also mit ihren 3 weißen, blonden Schwestern unterwegs, ein junger Polizist hält sie an und verlangt nach ihrem Ausweis, also nur nach dem der einzigen Nicht-Weißen! typischer Vorwurf "acoso al turismo"... (die älteste Halbschwester startete darauf wohl einen ziemlichen Aufstand, das Ganze endete wohl eher peinlich für den Polizisten).
Es ist eine Tatsache, dass mehrheitlich Schwarze von der Polizei kontrolliert werden.
Die Klischees, die viele im Kopf haben kommen meines Erachtens aber zumindest in der jüngeren Zeit auch nicht von Ungefähr: wer waren diejenigen, die Kuba in den Anfangsjahren der Revolution, 1959 und Folgejahre verlassen haben? überwiegend die besser situierte weiße Oberschicht, Ärzte, Anwälte etc. Wer hatte in der período especial während der 90er Jahre also meistens Unterstützung aus dem Ausland? Mehrheitlich die weißen Verwandten... das wiederum führt zwangsläufig dazu, dass mehr Schwarze gezwungen sind, anderweitig über die Runden zu kommen...
Wer hat Räume, die er an Touristen vermieten kann? doch meistens diejenigen, die eben sowieso schon große Wohnungen, Häuser besitzen... (Im Kabuff meiner Schwiegermutter in Centro Habana lässt sich kein Tourist unterbringen)... dasselbe gilt für Oldtimer-Taxis etc. So ein Auto muss man erst einmal (geerbt) haben. Oder eben man braucht Verwandte im Ausland... Das heißt, denjenigen gelingt es oft, immer weiter zu investieren...
während andere eben leer ausgehen...