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Gibt es Rassismus auf Kuba?

Also Propaganda wie EHB sie beschreibt sieht wohl anders aus.
Nun, Sonntagsreden und Alltagspropaganda sind auch in Kuba zwei paar Schuhe. Hinter vorgehaltener Hand wird ja auch von höchster Stelle schon mal zugegeben, dass die US-Blockade nicht das Hauptproblem für Kubas Wirtschaftsmisere ist (Raúl Castro vor der Nationalversammlung). Die tägliche Granma-Schau und deren internationalen Freunde wie junge Welt und Amerika21 lässt ein komplett anderes Bild erscheinen.
 
Da liefere ich dir schonmal ein Originalzitat vom wichtigsten aller Revolutionäre und du verlegst dich schon wieder auf Ausflüchte. Bring doch mal Zitate für diese von dir angeführte staatliche Propaganda, dass es in Kuba keinen Rassismus mehr gibt.
 
Ja, es gibt Rassismus auf Cuba!
Meine erste Vermieterin in einem Hochhaus "Diez y ocho plante" in Santiago war eine Weisse. Der Standard im Casa war relativ hoch für cuban. Verhältnisse damals so um 1994/1995. Ich wurde von den Kindern meines Bekannten im Auto abgeholt, sie mussten jedoch kurz in meiner Casa, die ich alleine gemietet hatte warten. Als wir dann zum Auto gingen muss mich meine Vermieterin gesehen haben, was ich am nächsten Morgen erfuhr. Sie bat mich doch keine Negros oder Mulatten in Ihre Wohnung zu lassen, weil sie Angst hatte das sie stehlen. Ich solle mir lieber eine weisse Freundin suchen, die würde auch nicht mit ihrem chulo zu mir kommen. Ich war platt, packte meine Sachen und verschwand noch am gleichen Tag aus dem Casa. Bisher hatte ich nur einen Tag bei Einzug bezahlt und wollte ihr eigentlich an dem Tag das ganze Geld für die 3 restlichen Wochen übergeben. Sie fragte noch danach und war sichtlich erregt das ich auszog!
Der Spruch von Ihr: "Nicht alle Negros und Mulatten sind Verbrecher, aber wenn man in die Gefängnisse schaut sind dort fast alle schwarz!"
war das Letzte!

In den drauffolgenden Jahren begegnete ich noch oft "Brujalis" die ich seither nur so begrüsste, mit Erfolg!
Wieso bist Du da ausgezogen?
 
Nun, Sonntagsreden und Alltagspropaganda sind auch in Kuba zwei paar Schuhe. Hinter vorgehaltener Hand wird ja auch von höchster Stelle schon mal zugegeben, dass die US-Blockade nicht das Hauptproblem für Kubas Wirtschaftsmisere ist (Raúl Castro vor der Nationalversammlung). Die tägliche Granma-Schau und deren internationalen Freunde wie junge Welt und Amerika21 lässt ein komplett anderes Bild erscheinen.
Die von Chris zitierten Äußerungen von Fidel und Raul können wohl kaum als "hinter vorgehaltener Hand" bezeichnet werden.

Du meinst, dass die Staatsführung in ihren "Sonntagsreden" der eigenen Regierungspropaganda widerspricht?! Oder liegt das dann an der Freiheit der Presse in Kuba? ;)

Ein Beleg dafür, dass die Staatspropaganda konsequent behauptet, in Kuba gäbe es keinen Rassismus, wäre auch interessant.
 
Nun, Sonntagsreden und Alltagspropaganda sind auch in Kuba zwei paar Schuhe. Hinter vorgehaltener Hand wird ja auch von höchster Stelle schon mal zugegeben, dass die US-Blockade nicht das Hauptproblem für Kubas Wirtschaftsmisere ist (Raúl Castro vor der Nationalversammlung). Die tägliche Granma-Schau und deren internationalen Freunde wie junge Welt und Amerika21 lässt ein komplett anderes Bild erscheinen.
Ist das nicht der von dir immer so gehasste Whataboutism? Hat nix mit dem Thema (Rassismus) zu tun, sondern kritisiert ganz was anderes nur um abzulenken ;)
 
Wieso bist Du da ausgezogen?
Ich muss die Kinder von meinem Bekannten nicht beleidigen lassen! Ich bin dann in Sueño in ein Casa Solo gezogen.
Beim Auszug vermisste ich noch mein Duschgel, Haarshampo, Deostick und Zahnpasta aus dem Badezimmer. Sie war aber noch am zählen, ob alle Aschenbecher, Gläser, Teller....etc. noch alle da sind. Darauf angesprochen wo meine Sachen sind, schloss sie einen kleinen Schrank auf und gab mir unter vielen anderen Badutensilien meine bereits eingeräumten Dinge wieder zurück. Auch meine gekauften Lebensmittel, wie Kaffee, Zucker, Marmelade...etc. hatte ich im Schrank wieder gesehen. Sie hat meine letzte Dusche genutzt um meine Sachen vor mir in Sicherheit zu bringen! Verkehrte Welt, die Diebin warnt vor vermeintlichen Dieben um mehr stehlen zu können!
 
Ich würde auch sagen, dass die Themen (danke fürs Aufmachen dieses Fadens für Kuba, das andere gibts ja auch noch) etwas differenzierter sind.
In Kuba gab es eine 'Rassentrennung' in einer Tiefe, die wir hier so eigentlich nicht kennen. Da wurden zuerst die Indianer praktisch eliminiert und dann Sklaven für die Zuckerrohrernte importiert. Selbige Sklaven hatten zu der Zeit ja nie 'Menschenrechte' sondern waren Eigentum wie Vieh.
Dass sich aus einer Konstellation leider nur langsam etwas neues entwickelt ist verständlich, wenn auch nicht gut.
Aber es gibt überall konservative Kräfte, die Änderungen verhindern wollen. Ausserdem verzichtet selbst jemand liberaler nicht gerne auf seinen gewohnten Lebensstandard.
Dass dabei natürlich Farbige zB bei einer wirtschaftlichen Krise durch den Rost fallen ist nachvollziehbar. Dass sie dann unter Umständen ins kriminelle abwandern ebenso, da sie teilweise keine anderen Möglichkeiten haben bzw. es ihnen in ihrer Umgebung vorgelebt wird.
 
Ja, es gibt natürlich noch Rassismus in Kuba, ...
Ich sehe es durchaus als Fortschritt an, dass es keinen institutionellen Rassismus in Kuba gibt, dass er trotzdem in vielen Köpfen vorhanden ist sehe ich auch. Allerdings zumeist nicht in der hasserfüllten Art und Weise wie z.B. im rechtsextremen politischen Spektrum vieler Länder....
Was institutioneller Rassismus ist, bin ich mir nicht ganz sicher.
Auf jeden Fall kann jeder Tourist in den Hotels die Auswirkungen von Rassismus sehen. Je angesehener und besser bezahlt die Tätigkeiten sind, desto heller sind die, die sie ausüben.
Auch im Melia war das wieder zu sehen.
Reinigungskraft>Kellnerin>Barkeeper>Rezeptionskraft>leitendes Personal in dieser Reihenfolge wurde die Hautfarbe der Leute immer weniger dunkel. Unter den Reinigungskräften habe ich keine Weiße gesehen, unter dem leitenden Personal keine Nichtweißen. Das ist etwas, was nicht nur in den Köpfen der Leute passiert, sondern was sich in der Realität abbildet.

Eine eindeutige "Kopfsache" habe ich hingegen in der cervezería auf der plaza vieja erlebt.
Am Nachbartisch saß eine Gruppe von jungen Kubanern, die einen "Kühlturm" Bier nach dem anderen auffahren ließen. Sie unterhielten sich mit der Zeit immer lauter und es wurde mir immer schwerer, ihre Gespräche nicht zur Kenntnis zu nehmen. Krönender Höhepunkt war, als einer von seiner neuen Freundin berichtete und ein anderer wirklich laut rief
"¡No me lo digas! ¿Ella es tu novia? ¿Una negra? ¿Una mona?"
Alle anderen grölten vor Lachen.
 
Unter den Reinigungskräften habe ich keine Weiße gesehen
Ich dachte, dass Zimmermädchen zu den begehrtesten Jobs in den Hotels in Kuba gehören wegen des Trinkgeldes?

Bei unseren Hotelaufenthalten (zumeist Guardalavaca und nahe Strände) ist mir das von Dir beobachtete in Bezug auf das Personal, das die Zimmer reinigt, jedenfalls noch nie aufgefallen - was aber nicht gegen Deine Grundaussage spricht.
 
Ich stell in Kuba immer wieder fest, dass es jede Menge "Rassismen" gibt, oder unterschwelligen, nicht so offensichtlichen Rassismus, vor allem in der Sprache:
z.B. spricht man bei krausem Haar von "pelo malo" - schlechtem Haar, oder "pasa" "pasudo". "bembón", "negro bembón" - "dicke Lippe"... "dicklippiger Schwarzer"...
ein dunkelhäutiger Kubaner, der mit einer helleren Person zusammen ist "adelanta la raza" also, "verbessert die Rasse" sozusagen. Wer von einem Dunkelhäutigen spricht, streicht sich mit den Fingern über die Hand... Bei meinen Kindern scheint in der kubanischen Familie auch das wichtigste zu sein, dass sie kein "schlechtes Haar" haben...
Mir fällt immer wieder auf, dass es oft mehr von den Dunkelhäutigen, mulatos selbst thematisiert wird.
als ich mit meiner liebsten sehr dunklen cubana-Freundin bei ihrer Tante zum Geburtstag war, und sie dann erzählte, dass ich mit einem Kubaner zusammen sei, da wurde ich gefragt, wie er denn sei. Also hab ich losgelegt, was mir halt so an meinem Mann auffiel, "er ist ehrlich, geschichtsversessen, lustig..." etc. und die Familie winkte gleich ab "nein, was für ne Hautfarbe hat er?!" in dem sie auf ihren Arm zeigten. ich hab nur gesagt "was spielt das denn für eine Rolle?"... aber das war das einzige, was sie wissen wollten...
Dieselbe liebste cubana-Freundin hat übrigens mit ihrem deutschen Mann ein sehr helles Kind bekommen (er ist ihr aber sonst wie aus dem Gesicht geschnitten). Da heißt es dann "tienes el vientre limpio" - "du hast einen reinen Bauch"... (in Deutschland wird sie oft behandelt, als sei sie die Nanny des Kindes)
Einer meiner liebsten Busfahrer, ein junger schwarzer Kubaner, hat meistens weiße Freundinnen (die er auch ständig wechselt). Da wird dann kommentiert: die sind doch nur mit ihm zusammen, weil er gut verdient...
mir fällt auch bei mulatos, mestizos auf, dass viele, obwohl sie meinetwegen genauso viele europäische wie afrikanische Vorfahren haben, sich trotzdem als Schwarze sehen...
eine weiße Kollegin hat mir auch erzählt, dass sie in der Schule oder während des Studiums immer auch dunkelhäutige Freunde im Freundeskreis hatte, aber dass der Vater ganz entgeistert war, als sie mit einem Dunkelhäutigen zusammen war... das ging dann irgendwie nicht... Sie ist, weil sie so europäisch aussieht, auch noch nie von der Polizei kontrolliert worden...
Meine Schwiegermutter hatte einen spanischstämmigen Vater und eine afrikanischstämmige Mutter. der Vater hatte, wie es in Kuba ja häufig vorkommt, aber noch eine weiße Frau und weitere Kinder... Meine Schwiegermutter war also mit ihren 3 weißen, blonden Schwestern unterwegs, ein junger Polizist hält sie an und verlangt nach ihrem Ausweis, also nur nach dem der einzigen Nicht-Weißen! typischer Vorwurf "acoso al turismo"... (die älteste Halbschwester startete darauf wohl einen ziemlichen Aufstand, das Ganze endete wohl eher peinlich für den Polizisten).
Es ist eine Tatsache, dass mehrheitlich Schwarze von der Polizei kontrolliert werden.

Die Klischees, die viele im Kopf haben kommen meines Erachtens aber zumindest in der jüngeren Zeit auch nicht von Ungefähr: wer waren diejenigen, die Kuba in den Anfangsjahren der Revolution, 1959 und Folgejahre verlassen haben? überwiegend die besser situierte weiße Oberschicht, Ärzte, Anwälte etc. Wer hatte in der período especial während der 90er Jahre also meistens Unterstützung aus dem Ausland? Mehrheitlich die weißen Verwandten... das wiederum führt zwangsläufig dazu, dass mehr Schwarze gezwungen sind, anderweitig über die Runden zu kommen...
Wer hat Räume, die er an Touristen vermieten kann? doch meistens diejenigen, die eben sowieso schon große Wohnungen, Häuser besitzen... (Im Kabuff meiner Schwiegermutter in Centro Habana lässt sich kein Tourist unterbringen)... dasselbe gilt für Oldtimer-Taxis etc. So ein Auto muss man erst einmal (geerbt) haben. Oder eben man braucht Verwandte im Ausland... Das heißt, denjenigen gelingt es oft, immer weiter zu investieren...
während andere eben leer ausgehen...
 
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