In Zeiten wie diesen, in denen kaum jemand reist und schon gar nicht nach Kuba, wird jeder Wagemutige unweigerlich zum Botenjungen. So ist es auch mir ergangen. Eine Vielzahl von Bekannten bate mich um Hilfe und bis zum letzten Augenblick, direkt vor der Sicherheitskontrolle, werden mir noch Papiere und Geld in die Hand gedrückt.
So kommt es, dass ich erstmalig bei der Einreise das mitgeführte Geld deklarieren muss. Bin ich doch ganz unverhofft reich geworden und führe mehr als 20 000 Euro mit mir. Ist schon schade, dass nur der geringste Teil davon für meine eigenen Zwecke gedacht ist.
Heute nun tauchen schon die ersten Gierschlünde auf und wollen Geld von mir.
Zack, sind 2 000 Euro weg, zack die nächsten 5 000 Dollar. Niemand denkt an mich und gönnt mir die Freude, mal etwas Geld in den Händen zu haben. Wenn es doch nur die Dokumente wären, die gewünscht werden. Nein, nein, das Geld will mir keiner lassen. Nun gut, die werden schon noch sehen, wohin ihr Geiz sie führen wird.
Die Freude unserer Bekannten im Hotel über mitgebrachte Kleinigkeiten ist hingegen herzerfrischend. Eine Freundin der Familie konnte monatelang nicht arbeiten, weil ihr altes krankes Knie ihr zu schaffen machte. Die kommt heute ganz strahlend auf uns zu, die Riesentube Voltaren sei fantastisch, das Knie sei nach dem Einreiben gleich viel besser und schmerze weniger. Na klar, ein Medikament aus La Yuma hilft immer besser und ein wenig wird sich der Placeboeffekt doch auch auswirken. Ich verrate lieber keinem, dass mir der Kauf dieser Großpackung erleichtert wurde, weil die Apotheke eine isolierte Glasflasche draufpackte, die mir hier für das Bier am Strand gute Dienste leistet.
Am Nachmittag, als die Sonne unsere Haut schon kräftig strapaziert hat, kommen die das Hotel beratende Anwältin und die Chefin der hiesigen notaría eben einer Hochzeit ins Hotel und uns wird eine Konsultation vermittelt. Novia soll sich über aktuelle Möglichkeiten und Hindernisse für den drohenden Schritt der Eheschließung informieren. In Deutschland organisiere ich ja gern, aber hier kann sie arbeiten und soll sich kümmern.
Ich telefoniere derweil mit der deutschen Botschaft. Obwohl auf der Webseite Prüfungstermine für die Deutschprüfung A1 verzeichnet sind, wurden alle wegen
Corona ausgesetzt. Aber die Homepage zu ändern wäre sicher zuviel, ändern sich doch die Gegebenheiten von Sekunde zu Sekunde. Da käme man ja gar nicht hinterher.
Alle weiteren Anfragen soll ich per Mail stellen, so sicher ist sich der Mensch am Telefon gerade nicht, was zur Zeit gilt.
Die Antwort kommt dann sehr rasch.
Zur Legalisation können Sie mit einem Termin in der Konsularabteilung vorsprechen. Der Termin muss online vereinbart werden: www.havanna.diplo.de
Alle Dokumente müssen vorbeglaubigt vom MINREX sein. Zum Legalisationszweck wird die Übersetzung des Dokumentes nicht verlangt.
Die Gebühren für die Legalisation betragen:
Personenstandsurkunde (Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunde) 30,00 Euro
sonstige Urkunden (z. B. Ledigkeitsbescheinigung) 50,00 Euro
Auch novia ist nun besser informiert.
Heiraten ist kein Problem. Meine Dokumente haben wir ja, sie braucht nur carnet und Kopie der Geburtsurkunde. Gegen Aufpreis läuft alles auch an nur einem Tag ab, ganz unbürokratisch. Die international notwendige Beglaubigung vom Ministerium würde im Moment wegen
Corona aber viel länger dauern. Na klar, weil gerade jetzt ja viel mehr solche Urkunde bestätigt haben wollen.
Aber jetzt kommt es, weil wir uns offiziell bei einer Behörde vorstellen, müssen wir beide einen PCR-Test vom 5. Tag haben. Sonst wäre das nicht notwendig, aber unter diesen Umständen schon.
Reisen der Touristen von Hotel aus können auch ohne 2. Test erfolgen, aber ins Notariat lassen sie uns nur mit einem negativen Testergebniss für beide.
Zumindest lässt sich die Testabnahme im Hotel leicht organisieren.