Havannastyle
Erfahrener Nutzer
Kuba - Einfach einkaufen (3-1) Link zum ersten Teil des Artikels
Kuba ist sogar so arm, dass Restposten aufgekauft werden müssen. Selbst die amerikanischen "Wohlfahrtspreis"-Produkte weisen erbärmliche MHD auf. Der Reis, gerade neu beliefert im Laden und erworben, läuft nach einem Monat ab. Reis, ein Trockenprodukt dessen Haltbarkeit in ferner Zukunft liegen sollte. Die wenigen Duschgels, Shampoos und Parfüms werden irgendwo Transportschäden gehabt haben. In einer Lagerhalle vergammelt und erst kurz bevor man sie in Industrienationen wirklich nicht mehr verkaufen kann an Kuba weiterverscherbelt. Der Staat nimmt die Almosen dann dankbar an und kann seiner Bevölkerung Luxus zum Einkaufspreis anbieten.
Ist nur der Staat an der Mangelwirtschaft schuld? Oder nicht etwa produzierende Unternehmen die aufgrund der geringen Kaufkraft einfach nichts liefern? Oder etwa wir alle in unseren Demokratien, denn ausgleichende Wirtschaftsabkommen mit Dritte-Welt-Ländern fordern wir auch nicht ein.
Das kubanische Speiseöl dürfte eher zum Betreiben eines Motors geeignet sein anstatt zum Kochen. Das Mehl hat einen nichtssagenden Geschmack, Gewürze sind, wenn aufzufinden, teurer als in der BRD. Das aufgrund dieser Grundlagen dennoch leckeres Essen entstehen kann ist ein Beispiel für kubanische Kreativität. Und wer im Kopf behält wie die Situation wirklich ist, der freut sich über die günstige kubanische Pizza. Selbst wenn sie geschmacklich nicht 5-Sterne-fähig ist, wenigstens gibt es eine.
Der Lichtblick ist die Obst- und Gemüseabteilung. Tomaten, Mangos, Zwiebeln, Knoblauch... intensiv, frisch und saftig. Es sind natürliche Produkte, kleine Flecken und Dellen sind zuhauf auf den Oberflächen zu finden. Sich die Besten herauszusuchen, das gehört sich nicht. Tomaten werden nicht abgebrochen oder Mangos über den Haufen geworfen. Kubaner scheinen zuerst mit den Augen einzukaufen und stimmt das Geld, wissen sie was sie wollen. Nur auf dem Markt wird gehandelt, in den festen Läden nicht. Wer zum ersten Mal dort hinfährt muss sogar feilschen. Alles andere wäre respektlos gegenüber den Kubanern selbst. Wer auf den Straßen die Preise einfach hinnimmt, gilt als Zitrone. Es ist ein Test ob man den eigentlichen Preis für kubanisch-kubanischen Handel kennt, oder ob man Tourist bleibt und ab da wird man ausgepresst. Wer sich von den teils günstigen Preisen nicht beeindrucken lässt und viel in den Straßen Havannas kauft, macht Urlaub zum dreifachen Preis.
Es ist Teil der Mentalität, doch das was anfangs aus der Not heraus gemacht wurde, ist professionalisiert worden.
Kriminalität wird offen gelebt in Kuba, die Abfangjäger stehen bereit sobald man seinen Fuß auf die Insel gesetzt hat. Der Unbedarfte wird von eben jenen gutgekleideten, sprachlich gewandten in die teuren Shops und Bars gelenkt. Zigarren, Frauen, Drogen... alles gibt es in den Hinterhöfen zu erwerben. Offene Kriminalität? Eine Gruppe junger Kubaner bot mir alles erdenkliche an. Zum Beweis des Vertrauens wollte er mir sogar seinen Pass überlassen. Sowas ist einmalig, der Pass ist der Heilige Gral auf Kuba.
In Kuba shoppt man keine Lebensmittel, man läuft hinterher. Es werden Beziehungen in allen Ecken und Winkeln des Landes gegründet, kleine in sich geschlossene Informationsgruppen die auf Warenjagd sind. Die Schwarzhändler die den Markt kontrollieren, bezahlen diese um genaue Liefertermine zu erfahren und ersteigern einen Großteil vorab. Auf der anderen Seite steht selbstverständlich der Verdacht der massiven Amtskorruption nahe. In einem Land das derart kontrolliert und überwacht wird, findet die Kommissionsware für die Bevölkerung selten ihr Ziel. Unzählige Meldungen von Notstand und fehlenden Artikeln müssten jahrzehntelang in den Ämtern bearbeitet werden und keinem fällt etwas auf? In diesen Prozeß scheinen alle eingebunden zu sein, der Verlierer bleibt der ärmste Teil der Bevölkerung. War das nicht Auslöser der damaligen Revolution? Weitverbreitete Landarmut?
Will jetzt zum Thema "Einkaufen in all seiner Weitschweifigkeit" ein Fazit gezogen werden, recht nüchtern, dann wirkt dies unbequem.....
Auf Kuba kauft man kein Produkt, man kauft den Menschen der weiß wo es dies gibt....
Auf dem Rückweg komm ich am Hotel vorbei, durch die Glasscheibe sieht man ein Paar glücklich lachen. Auf seinem Teller eine leckere Pasta mit Schinken, auf ihrem frischer grüner Spargel und ein hervorragend aussehendes Beefsteak. Ein kurzes "Erstickt doch daran"- rauscht mir durch den Kopf......
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Was auf der einen Seite mangelt, das haben die Kubaner Havannas anscheinend zuviel. Müll, ein gewaltiges Problem und doch sind viele abhängig von hoffentlichen Bergen davon. Der nächste Teil wird nichts für geruchsempfindliche...
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Kuba - Einfach ankommen (1) <- Link Teil 1
Kuba - Einfach wahrgenommen (2) <- Link Teil 2
Kuba - Einfach einkaufen (3-1) <- Link Teil 3-1
Kuba ist sogar so arm, dass Restposten aufgekauft werden müssen. Selbst die amerikanischen "Wohlfahrtspreis"-Produkte weisen erbärmliche MHD auf. Der Reis, gerade neu beliefert im Laden und erworben, läuft nach einem Monat ab. Reis, ein Trockenprodukt dessen Haltbarkeit in ferner Zukunft liegen sollte. Die wenigen Duschgels, Shampoos und Parfüms werden irgendwo Transportschäden gehabt haben. In einer Lagerhalle vergammelt und erst kurz bevor man sie in Industrienationen wirklich nicht mehr verkaufen kann an Kuba weiterverscherbelt. Der Staat nimmt die Almosen dann dankbar an und kann seiner Bevölkerung Luxus zum Einkaufspreis anbieten.
Ist nur der Staat an der Mangelwirtschaft schuld? Oder nicht etwa produzierende Unternehmen die aufgrund der geringen Kaufkraft einfach nichts liefern? Oder etwa wir alle in unseren Demokratien, denn ausgleichende Wirtschaftsabkommen mit Dritte-Welt-Ländern fordern wir auch nicht ein.
Das kubanische Speiseöl dürfte eher zum Betreiben eines Motors geeignet sein anstatt zum Kochen. Das Mehl hat einen nichtssagenden Geschmack, Gewürze sind, wenn aufzufinden, teurer als in der BRD. Das aufgrund dieser Grundlagen dennoch leckeres Essen entstehen kann ist ein Beispiel für kubanische Kreativität. Und wer im Kopf behält wie die Situation wirklich ist, der freut sich über die günstige kubanische Pizza. Selbst wenn sie geschmacklich nicht 5-Sterne-fähig ist, wenigstens gibt es eine.
Der Lichtblick ist die Obst- und Gemüseabteilung. Tomaten, Mangos, Zwiebeln, Knoblauch... intensiv, frisch und saftig. Es sind natürliche Produkte, kleine Flecken und Dellen sind zuhauf auf den Oberflächen zu finden. Sich die Besten herauszusuchen, das gehört sich nicht. Tomaten werden nicht abgebrochen oder Mangos über den Haufen geworfen. Kubaner scheinen zuerst mit den Augen einzukaufen und stimmt das Geld, wissen sie was sie wollen. Nur auf dem Markt wird gehandelt, in den festen Läden nicht. Wer zum ersten Mal dort hinfährt muss sogar feilschen. Alles andere wäre respektlos gegenüber den Kubanern selbst. Wer auf den Straßen die Preise einfach hinnimmt, gilt als Zitrone. Es ist ein Test ob man den eigentlichen Preis für kubanisch-kubanischen Handel kennt, oder ob man Tourist bleibt und ab da wird man ausgepresst. Wer sich von den teils günstigen Preisen nicht beeindrucken lässt und viel in den Straßen Havannas kauft, macht Urlaub zum dreifachen Preis.
Es ist Teil der Mentalität, doch das was anfangs aus der Not heraus gemacht wurde, ist professionalisiert worden.
Kriminalität wird offen gelebt in Kuba, die Abfangjäger stehen bereit sobald man seinen Fuß auf die Insel gesetzt hat. Der Unbedarfte wird von eben jenen gutgekleideten, sprachlich gewandten in die teuren Shops und Bars gelenkt. Zigarren, Frauen, Drogen... alles gibt es in den Hinterhöfen zu erwerben. Offene Kriminalität? Eine Gruppe junger Kubaner bot mir alles erdenkliche an. Zum Beweis des Vertrauens wollte er mir sogar seinen Pass überlassen. Sowas ist einmalig, der Pass ist der Heilige Gral auf Kuba.
In Kuba shoppt man keine Lebensmittel, man läuft hinterher. Es werden Beziehungen in allen Ecken und Winkeln des Landes gegründet, kleine in sich geschlossene Informationsgruppen die auf Warenjagd sind. Die Schwarzhändler die den Markt kontrollieren, bezahlen diese um genaue Liefertermine zu erfahren und ersteigern einen Großteil vorab. Auf der anderen Seite steht selbstverständlich der Verdacht der massiven Amtskorruption nahe. In einem Land das derart kontrolliert und überwacht wird, findet die Kommissionsware für die Bevölkerung selten ihr Ziel. Unzählige Meldungen von Notstand und fehlenden Artikeln müssten jahrzehntelang in den Ämtern bearbeitet werden und keinem fällt etwas auf? In diesen Prozeß scheinen alle eingebunden zu sein, der Verlierer bleibt der ärmste Teil der Bevölkerung. War das nicht Auslöser der damaligen Revolution? Weitverbreitete Landarmut?
Will jetzt zum Thema "Einkaufen in all seiner Weitschweifigkeit" ein Fazit gezogen werden, recht nüchtern, dann wirkt dies unbequem.....
Auf Kuba kauft man kein Produkt, man kauft den Menschen der weiß wo es dies gibt....
Auf dem Rückweg komm ich am Hotel vorbei, durch die Glasscheibe sieht man ein Paar glücklich lachen. Auf seinem Teller eine leckere Pasta mit Schinken, auf ihrem frischer grüner Spargel und ein hervorragend aussehendes Beefsteak. Ein kurzes "Erstickt doch daran"- rauscht mir durch den Kopf......
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Was auf der einen Seite mangelt, das haben die Kubaner Havannas anscheinend zuviel. Müll, ein gewaltiges Problem und doch sind viele abhängig von hoffentlichen Bergen davon. Der nächste Teil wird nichts für geruchsempfindliche...
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Kuba - Einfach ankommen (1) <- Link Teil 1
Kuba - Einfach wahrgenommen (2) <- Link Teil 2
Kuba - Einfach einkaufen (3-1) <- Link Teil 3-1