So, ich moechte hier noch einmal meine eigenen Erfahrungen mit einem Kuba-Import-Trip teilen:
Schon mal vorweg:
es ist auf keinen Fall ein gutes Geschaeft fuer den deutschen Novio und moegliche Abnehmer fuer die im Ausland gekaufte Ware sollten bestenfalls auch schon im Vorfeld bekannt sein!
Die kubanischen Zollbestimmungen besagen, dass jeder kubanische Resident einmalig pro Kalenderjahr eine bestimmte Menge an nicht-kommerzieller Ware in CUP verzollen kann. Es geht also grundsaetzlich um Waren fuer den eigenen Bedarf und NICHT um den geplanten Weiterverkauf. Natuerlich darf jeder Kubaner seine vielleicht doch nicht passenden Schuhe etc. an seinen Freund/Nachbarn etc. weitergeben und dafuer auch Geld verlangen. Wir befinden uns also auf einem Graumarkt!
Was als nicht-kommerzielle Mengen vom kubanischen Zoll angesehen wird, ist Res.206-14 AGR zu entnehmen. Die jeweils pauschalisierten Tarife in CUP (bzw. CUC ab der zweiten Einreise) sind in Res.207-14 AGR festgelegt. Beide Dokumente sind ueber die website des kubanischen Zolls aufrufbar:
Viajeros
In einem vereinfachten Verfahren kann der Zoll bei Einreise auch ein Gewichtskonzept zur Taxierung anwenden (10 CUP/CUC pro kg Gepaeckmenge). Mir ist allerdings nicht ganz klar, nach welchen Kriterien hier entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass die Warenkategorie eine Rolle spielt (1kg Jeans ungleich 1kg Smartphones).
Allgemein ist eine Begrenzung von 120kg bekannt, obwohl ich darueber keine klare Aussage auf der Webseite des kubanischen Zolls gefunden habe(!). Das wurde mir von verschiedenen Seiten so bestaetigt und auch oft im Internet aufgefuehrt. Mir fehlt aber eine offizielle Quelle.
Darueber hinaus ist zu bedenken, dass die meisten Airlines das Uebergepaeck nach dem Stueck-Konzept mit progressiver Staffelung berechnen. D.h., der erste Extra-Koffer kostet 100-150 USD extra, der zweite vielleicht schon 150-250 USD, usw. Ab dem vierten oder fuenften Zusatzgepaeckstueck werden die Transportkosten der Ware den erwarteten Verkaufsgewinn nicht mehr gerecht.
Wir haben uns bei unserem Moskau-Trip auf ca. 60kg beschraenkt, weil mir das Risiko eines moeglichen Totalverlust sonst zu hoch war (also 2 Koffer plus Handgepaeck). In Moskau haben wir Kontakt mit einem Kubaner aufgenomen der dort Einkaufstrips organisiert. Von Abholung am Flughafen, ueber Privatunterbringung bis Uebersetzungshilfe auf den Einkaufsmaerkten wird alles angeboten. Man kann entsprechende Reise-Pakete auch in Havanna bei einigen Agenturen buchen. Ausserdem werden 'Mulas' angeheuert, die nicht ueber die eigenen finanziellen Mittel verfuegen aber bereits einen Reisepass haben und ihre jaehrliche Freimenge fuer einen kostenlosen Kurz-Trip ins Ausland und etwa 100 CUC Aufwandsentschaedigung anbieten.
Wir haben uns damals direkt in Moskau getroffen und bis auf Flughafentransfers und eine erste Fuehrung ueber einen der grossen Einkaufmaerkte alles selbst organisiert.
Es gibt mehrere Grossmaerkte fuer chinesische Importware in der Peripherie Moskaus (teilweise noch per Metro erreichbar), und viele Haendler sind auf die 'Cubanos' schon vorbereitet (es ist schon etwas skurrill, wenn der Afghanische Schuhverkaeufer einem mit "Cuba, Cuba!" und Kubaflagge begruesst...). Preise werden verhandelt, mindestens rudimentaere Russisch-Kenntnisse oder ein ortskundiger Uebersetzer also noetig. Das Meiste wird nur in ganzen Verpackungseinheiten verkauft (also 6 Paar gleiche Schuhe oder 12 T-Shirts, jeweils in gestaffelten Groessen). Bezahlt wird cash in Rubel, Quittungen gibt es in der Regel nicht.
Abends im Hotel heisst es dann die Inventarlisten fuehren (Einkaufspreis, Zollwert und angestrebter Verkaufspreis) und alles moeglichst platzsparend verpacken. Gleichzeitig hat meine Freundin am gleichen Abend schon die Bilder nach Kuba geschickt und moegliche Abnehmer kontaktiert. Wir haben leider bei einigen Sachen die maximale Stueckzahl nicht so ernst genommen und es wurde ihr einiges bei der Einreise wieder abgenommen. Trotzdem haette sie den kompletten Einkaufswert wieder herausholen koennen, wenn nicht doch noch so einiges an Freunde und Familie verschenkt worden waere oder im eigenen Kleiderschrank gelandet waere. Das Glueck moechte eben geteilt werden!
Als deutscher Novio muss man sich natuerlich darueber im Klaren sein, auf saemtlichen Kosten sitzen zu bleiben. Das sind insbesondere:
- Flugkosten (in meinem Fall 1x Havanna-Moskau retour plus 1x Deutschland-Moskau retour)
- Visum fuer Russland (fuer den Novio!)
- Hotel, Transport und Verpflegung in Moskau (man kann natuerlich auch die kubanische Variante (s.o.) waehlen, aber man moechte seiner Liebsten ja auch etwas bieten)
- Kleidung und Geschenke (die Cubana muss zunaechst einmal klimagerecht eingekleidet werden!)
- Ausgehen und Sightseeing
- Wareneinkaeufe
- Uebergepaeck fuer den Rueckflug (uebrigens, leere Koffer braucht sie nicht mitnehmen, die gibts billig vor Ort und werden in Kuba verkauft)
- Zollgebuehren in Kuba
Fuer die anfallenden Kosten kann man also auch sehr gut und viel entspannter woanders Urlaub machen!
Die weiteren Nachteile:
- Tagelang ueber die grossen Einkaufmaerkte hasten, verhandeln, Waren schleppen - kann Stress bedeuten
- Man wird im Zweifelsfall als Deutscher sowohl von den Russen, als auch von den Kubanern uebers Ohr gehauen...
- es fuehrt zwangslaeufig zu Diskussionen ueber Sinn und Unsinn bestimmter Einkaeufe und Ausgaben
Die Vorteile:
+ man zeigt seinem kubanischen Partner ein anderes Land und bietet eine unvergessliche Erfahrung
+ man arbeitet an einem gemeinsames Projekt/Geschaeft mit klarer Rollenverteilung, wo die Kompetenzen von beiden Partnern gebraucht werden. Man lernt sich noch auf eine ganz andere Art kennen und respektieren.
+ Der Verkauf der Waren gibt dem kubanischen Partner ein bisschen finanzielle Unabhaengigkeit ueber die naechste Zeit.
+ Mit den mitgebrachten Geschenken fuer Freunde und Familie werden ausserdem noch viele kleine Traeume erfuellt
+ man bekommt Einblick in einen hochinteressanten kubanischen Wirtschaftszweig und kann sich ansehen, wie der Kapitalismus das sozialistische Kuba untergraebt. Es gilt zu bedenken: es sind hauptsaechlich chinesische Produkte die so ihren Weg nach Kuba finden. Hauptsaechlich profitieren von dem Handel die auslaendischen Zwischenhaendler und Fluggesellschaften. Der volkswirtschaftliche Schaden ist also immens. Man stelle sich vor, wie sehr der kubanische Markt von einem direkten Import fuer private Haendler profitieren koennte...
Zu guter Letzt: Als ganz grosses Geschaeft zur eigenen Bereicherung wuerde ich eine solche Einkaufstour auf gar keinen Fall sehen, dafuer waere dann wohl auch der zu erwartende Gewinn nicht im Verhaeltnis zum Zeitaufwand...