Tag 11, 05.04.2019 Hibiscusblüte und Sand im Koffer |
Noch vor dem späten Frühstück sitzen wir auf der Terasse unseres EG-Zimmers und genießen rauchend den Sonnenschein und die schon wieder schallende Livemusik. Ich hab schon wieder das Handy im Anschlag, um einen Gecko zu knipsen, der auf unserer Terrassenmauer herum klettert. Da kommt ein älterer Mitarbeiter, mit Motorsense auf der Schulter und Eimerchen in der Hand, direkt auf uns zu. Binchen sagt noch: "der wird doch jetzt nicht Krach und Dreck machen wollen?", als er die Motorsense ablegt und mit dem Eimerchen in der Hand immer näher kommt. Wat'n nu? Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, winkt er mein Binchen zu sich, drückt ihr lächelnd eine aus dem Eimerchen gefischte Hibiscusblüte in die Hand, schultert die Motorsense und weg ist er auch schon wieder. Ohne auf ein Trinkgeld zu warten! Einfach so! Wäre sowas in Deutschland auch passiert? Die Blüte stellen wir in ein Glas mit Wasser und lassen sie zusammen mit einem CUC für die Reinigungskraft im Zimmer zurück. Zeit zum Checkout! Also ab zur Lobby. Unsere Koffer lassen wir im "Checkin-Checkout - Zimmer" hinterm Empfangsthresen einschließen. Zum Frühstück gibt es in der Poolbar ein sehr interessantes "Hähnchensandwich" mit Pommes. Unter Spiegelei, Kochschinken und Gurke sind sogar Hähnchenfasern zu finden. Lecker ist es aber durchaus und die zugehörigen Pommes sind auch sehr gut. Im Hintergrund tönt schon wieder Livemusik und ein Animationsteam bewegt sich auf den schon sehr gut besuchten Pool zu. Am/im Pool sind Leute mit Thermobechern zu sehen (Kanada?) und laute russische Worte sind zu hören. Russisch erkenne ich! DAS hatte ich in der Schule. Nach dem Frühstück schauen wir uns kurz den Strand an: breit, palmenbewachsen, voll und laut. Nix für uns. Also zurück zur Lobby, Kaffee saufen, rauchen und mit den Kid's daheim kommunizieren, so lange es noch mit der gestern Abend beim Checkin erworbenen Nauta -Karte noch geht. Um 14 Uhr startet unser Bus. Wir fahren noch 3 Hotels an und der Busbegleiter wertet in vorzüglichem deutsch die Vornamen sämtlicher zusteigenden Fahrgäste aus. Das erzeugt reichlich Gelächter und gute Laune im Bus. Der Mann weiß, wie man Touris unterhält! In der folgenden allgemeinen Plauderei spreche ich ihn auf die wahnsinnig vielen MZ - Motorräder an. Dafür hat er nur einen Satz, der aber alles sagt: "MZ ist wie Panzer, fährt und fährt, braucht nur Benzin und Reifen." Die älteste Fahrgästin ist schon 86, seit 2 Jahren verwitwet und nur hier, weil ihr seliger es unbedingt so wollte. Zusammen waren sie schon viele Male hier. Der Busbegleiter wertet auch ihren Namen aus - inklusive spanischer Bedeutung, nennt sie aber ab sofort nur noch "Chefin", weil sie die spanische Bedeutung ihres Namens überhaupt nicht mag. Ich bleibe ebenfalls bei "Chefin", da ich eh ein Problem habe, mir Namen zu merken. 14:20 Uhr sind wir pünktlich am Flughafen Varadero. Die Gepäckaufgabe geht ziemlich fix und die Tickets haben wir auch schon in der Hand. Ganz so einfach ist das mit dem Gepäck dann doch nicht, aber das wundert mich auch nicht. Als wir in der Schlange zur Personenkontrolle stehen, werden per Durchsage plötzlich zwei Namen aufgerufen. Einer davon ist meiner. Aber worum es geht, verstehe ich nicht. Mein spanisch ist zu schlecht und der Saal ist zu laut. Bine wird gerade sehr nervös und ich gehe aus der Warteschlange (ich war fast schon dran...) zurück zur Gepäckaufgabe, um nachzufragen, was die von mir wollen. Die verstehen mich natürlich nicht und ich die natürlich auch nicht. Aber irgendwie kann ich ihnen erklären, dass mein Name gerade aufgerufen wurde und sie können mir irgendwie erklären, dass ich nach der Personenkontrolle in irgendein Zimmer zu meinem Koffer gehen soll. Ich drängle mich also wieder in die Warteschlange vor der Personenkontrolle und entschuldige mich irgendwie bei den hinter mir wartenden Leuten. Manche/r hat noch mitbekommen, wie ich die Schlange verlassen habe und so geht das irgendwie in Ordnung. Dankeschön. Mein Binchen ist schon durch die Kontrolle und weil sie mich nicht sehen kann, ist sie jetzt noch viel nervöser, als zuvor. Nach der Kontrolle meiner Person und meines Handgepäcks sehe ich rechter Hand in einem kleinen Zimmerchen 2 Koffer stehen. Einer davon gehört eindeutig mir und der andere dürfte zu dem zweiten aufgerufenen Namen gehören. Binchen sieht mich und ist etwas erleichtert, weiß aber immernoch nicht, was hier überhaupt los ist. Ich kann sie mit einer entspannten Handbewegung etwas beruhigen. Selbst bin ich ja auch entspannt. Deren Problem ahne ich bereits. Ich gehe also in das Zimmerchen und erkläre der anwesenden Dame, dass DAS HIER mein Koffer ist und zeige meinen Reisepass vor. Jetzt sehe ich auch, dass mit Kuli irgendwas von "Metall vermutet", oder so ähnlich auf den Kofferanhänger geschrieben worden war. Auf ihre Aufforderung hin öffne ich den Koffer und sie durchsucht ihn komplett. Ich weiß schon, was ihre Aufmerksamkeit so sehr beansprucht und zeige auf die Einkaufstüte, in der die 3 sandgefüllten Zip-Beutel sind. Auf englisch erkläre ich ihr, dass darin "Cayo Largo Beach Sand for Memories" ist. Ob sie davon Notiz genommen hat, lässt sie sich nicht anmerken und piekst nur ein paar Mal mit dem Zeigefinger in die Tüte und zuckt mit den Schultern. Dann soll ich den Koffer wieder zu machen und er geht erneut durch die Röntgenanlage. Jetzt stehen 6 (!) Leute in dunklen Uniformen um die Röntgenanlage und zeigen gestikulierend auf den Bildschirm. Von dort kommt der Koffer wieder in das Zimmerchen, in dem ich immernoch stehe. Die Dame drückt einen Stempel auf den Kofferanhänger und schreibt noch was dazu und das war's dann mit dem ganzen Trubel. Der Koffer verschwindet im Gedärm des Airports und geht den selben Weg, wie alle anderen Koffer auch. Wir kommen nun endlich im Bordingbereich an und ich habe auf dem Weg dort hin die Gelegenheit, der "Chefin" den Koffer nach oben zu tragen. Sie bedankt sich freundlichst und versichert, dass das nicht nötig gewesen wäre. Viel war nämlich nicht mehr drin. Das meiste Gepäck hatte sie für die Angestellten im Hotel gelassen. Unser Flieger steht schon da. Wir gönnen uns ein Getränk und ich gehe spontan noch schnell eine Packung "Romeo y Julieta" kaufen. Ich zahle in Euro, da sämtliche CUC aufgebraucht sind - bis auf einen 3-CUC-Schein, der ja bekanntermaßen als beliebtes Souvenir sehr gern illegal außer Landes geschmuggelt wird. Und was bekomme ich mit dem Euro- Wechselgeld zurück? 2,25 CUC. Die wollte ich doch eigentlich los werden... Langsam wird es wieder Zeit, Nikotin nachzufüllen! Also auf in den Raucherraum. Viele Leute aus ebenso vielen Nationen kommen rein und fragen hilfesuchend nach Feuer. Haben wohl ebenfalls ihre Feuerzeuge spenden müssen... Unser elektrischer Zigarettenanzünder hat jetzt Hochsaison. Vor dem Boarding gehen wir nochmal "für kleine" und bei der Gelegenheit tausche ich fix mein kurzes Beinkleid gegen ein langes aus. Schlauerweise hatte ich eine lange Hose im Handgepäck deponiert. Tolle Idee! Aber sicher nicht neu. Damit bin ich jedenfalls bei weitem nicht der einzige! Im Gegenteil: jeder auf dieser Toilette zieht nach dem Geschäft eine lange Hose an. Mancher wechseln das Beinkleid sogar ohne Geschäft. Punkt 17:40 Uhr Ortszeit startet der Flieger. Die Ansage an Bord erklärt nach der allgemeinen Sicherheitseinweisung direkt vorm Start noch, dass dies ein Nichtraucherflug ist. Kippen und E-Kippen sind nicht erlaubt. Die Dame verspricht aber, dass für die Raucher nach erfolgreichem Start die Dachterasse geöffnet wird. Das sollte sich jedoch als infame Lüge erweisen! Die Dachterasse blieb geschlossen! Schätze, es war dort draußen einfach zu windig. Eine halbe Stunde nach dem Start mussten sich alle nochmal anschnallen, da Turbulenzen zu erwarten waren. War dann aber doch völlig harmlos. Es folgt ein 9,5 Stunden laaanger und -weiliger Rückflug, knapp unter 12000 Meter (etwas niedriger, als hinwärts) und max. 1050 km/h schnell (etwas schneller, als hinwärts). Viel Zeit, meinen Sudoku - Hingscore zu pushen. Das interessanteste Bordprogramm auf dem Sitzmonitor ist, wie schon hinwärts, die Flightmap. Wie hoch? Wie schnell? Wie kalt? Wie lange noch? Der Kartenausschnitt wechselt zyklisch zwischen verschiedenen Maßstäben. Als Europa auf der Karte sichtbar wird, fällt mir ein "Detail" auf: eine der europäischen Städte ist auf dieser Karte falsch geschrieben! "Palma de Majorca" ist da zu lesen. |